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Kaos Rosso 2020 – Sizialianische Sonne im tristen Berliner Winter

Die Verkostung vom 25.01.2022 von Tom und Arne hat ergeben:

…dass der Kaos-Rosso 2020 eine Geschmackstiefe bietet, die sich Schluck für Schluck entfaltet. Dieser Wein vom Ätna gibt viele Argumente, um mehr davon zu probieren. Der Kaos Rosso sollte einerseits aufmerksam getrunken werden, andererseits ist er so wohlschmeckend, rund und lecker, dass man ihn eigentlich nur lustvoll genießen will, ohne ständig seine Geschmacksnuancen unter die Lupe zu nehmen.

Der Kaos erweist sich erneut als wahrlich spektakulär und die Ausgewogenheit auf der Zunge überrascht, zumal es sich um einen so jungen Jahrgang handelt: Die Samtigkeit beeindruckt uns jedenfalls sehr und wir sind gespannt, wie sich der Wein noch weiter entwickeln wird.

Sich davon ein paar Flaschen in den Keller zu stellen, kann auf keinen Fall schaden – einen großartigen Reichtum an Eindrücken liefert er aber auch sofort.

Zurück zum Anfang: Der rubinrote Wein assoziiert in Toms Nase zuerst „mare e terra“, d.h. ein Windhauch von salziger Meeresluft und feuchtem Kiesstrand. „Ich fühle mich sofort wieder in Sizilien.“

Bei der zweiten Nase entdecken wir dann einen feinen Duft von Holz – ein Duft, der eindeutig nicht von einem Eichenfass kommt, sondern von einheimischer Kastanie. Diese ist sehr dezent, auch im Geschmack, wie sich dann herausstellt. Darüber hinaus taucht schon ein leichter Hauch von Kirsche auf. Im Verlauf des Abends tritt diese dann auch noch deutlicher hervor, gleichwohl sie nie so omnipräsent wird wie beim 2017er Jahrgang. Wir sind gespannt, was Kris davon halten wird, die ja nicht die größte Kirsch-afficionada ist.

Bevor die Kirsche in Geruch und Geschmack deutlicher rauskommt, bemerken wir noch ein Aroma, das wir nicht eindeutig identifizieren können. Arne: „Etwas von einer leckeren Süßigkeit!“, dann hieß es noch „reife Feige“ und später: „Etwas vom (Bremer) Freimarkt!“ – also die Gerüche, die einem an einem Weihnachtsmarkt in die Nase kommen. Falls jemand einen besseren Vorschlag hat, schreibt uns bitte eine Email!

Toms Gesamturteil zum ersten Glas ist dann auch: „Der Wein hat eine schöne Stringenz, wie ich es mag, wenn der Mund sich etwas zusammenzieht. Vor den frischen, zurückhaltenden Tanninen schmecke ich zuerst die Frucht, ein Hauch von Kirsche, im Nachhall die angenehme Säure.“

Arne möchte diesem Urteil zuerst nicht ganz zustimmen: „Die Säure ist im Gesamteindruck so wundervoll eingewoben, dass sie mir gar nicht so ins Bewusstsein getreten ist, vielleicht bin ich auch zu sehr mit der Erforschung dieser Süßigkeit beschäftigt, die im Geschmack nach Aufmerksamkeit verlangt.“ Gleichwohl hat Tom aber doch Recht: Gerade die subtile Säure war es nämlich, die jene Süßigkeit nicht aufdringlich werden ließ: „Der Wein taugt mir – insbesondere im Verhältnis zum 2017er Jahrgang – auf eine ganz neue Weise sehr!“

Auf die Freimarkt-Assoziation kommen wir dann beim zweiten und dritten Glas: Das Atmen hat die Anfangsaromen noch deutlicher hervortreten und in ein schönes Wechselspiel treten lassen. Es ist dann Arnes Hinweis, dass der Wein auch etwas Bitterkeit in sich hat, ohne dabei nur im Geringsten unangenehm zu sein, der Tom dazu brachte, „Karamell“ vorzuschlagen: Freimarkt-Aromen: die Süße und Bitternoten von gebrannten Mandeln und duftendem Karamell.  

Von Schluck zu Schluck wird der Wein nun über den Abend genialer und die Kastanienfass-Reifung versöhnt uns auch ein wenig mit der dunklen Jahreszeit: Ganz entfernt winkte schließlich noch ein Sherry-Hauch in das Geschmackserlebnis, über das wir urteilten, dass es ewig weiter gehen solle.